Seit 2013 galt ein Blutdruck um die 140 noch als in Ordnung. Eine aktuelle Studie der Case Western Reserve University zeigt allerdings, dass aus Sicht der Herzmedizin der Wert von unter 120 mmHG besser ist: Die Teilnehmer mit niedrigerem Blutdruck entwickelten deutlich seltener eine Herzschwäche, außerdem sank ihr Todesrisiko um etwa ein Viertel. Die sogenannte SPRINT-Studie war auf fünf Jahre angelegt, wurde aber aufgrund der Ergebnisse vorzeitig abgebrochen, um die Daten in den aktuellen us-amerikanischen Leitlinien berücksichtigen zu lassen.
Bei Menschen mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko liegt die Ursache nicht selten in einem zu hohen Blutdruck, der regelmäßig zu kontrollieren und behandeln ist. Doch was, wenn die bisherigen Leitlinien von 140/90 für Herzpatienten bald der Vergangenheit angehören? Diese Möglichkeit steht im Raum, seit die Systolic Blood Pressure Intervention Trial-Studie (SPRINT) der Case Western Reserve University im Herbst 2015 veröffentlicht wurde. Ziel der Studie: die Empfehlung eines geeigneten Zielblutdruckes für Hochdruckpatienten mit hohem kardiovaskulärem Gesamtrisiko zu verbessern. Finanziert wurde die Untersuchung vom National Institute of Health in den USA.
102 klinische Zentren untersuchten insgesamt 9.361 Patienten im Alter von über 50 Jahren mit systolischen Blutdruckwerten von mindestens 130 mmHg oder höher. Dabei hatten die Wissenschaftler besonders folgende Situationen im Fokus: Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen in der Vorgeschichte, Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen und Patienten, die 75 Jahre oder älter waren. Ausgeschlossen waren Menschen mit Diabetes, einem früheren Schlaganfall oder Blutdruckproblemen beim Aufstehen. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, in denen einerseits ein systolischer Blutdruck von weniger als 120 mmHg (intensive Behandlung) angestrebt wurde, in der anderen Gruppe sollte er auf unter 140 mmHg (Standardbehandlung) gesenkt werden. Bereits im September 2015 wurde die Studie frühzeitig beendet: Nach einer Behandlungsdauer von etwas über drei Jahren stellten die Forscher fest, dass sich die medikamentöse Absenkung des Blutdrucks auf 120 mmHg positiv auswirkte. Im Vergleich zu jenen Probanden mit 140er Zielblutdruck, gab es 30 Prozent weniger Schlaganfälle, Herzinsuffizienzen und Herzinfarkte. Zudem war die Zahl der frühzeitigen Todesfälle in der ersten Gruppe um über 25 Prozent geringer. Waren deutsche Bluthochdruckexperten nach Veröffentlichung der SPRINT-Studie aufgrund von mangelnden vollständigen Daten anfangs noch skeptisch, äußert sich die Deutsche Hochdruckliga mittlerweile positiv und spricht von einer Neuorientierung in der Bluthochdrucktherapie.
Die Ergebnisse könnten in den Leitlinien Platz finden und zukünftige Behandlung von Patienten mit Hypertonie verändern. Dies setze allerdings umfangreiche Nachuntersuchungen voraus, um beispielsweise mögliche Nebenwirkungen zu beobachten, die bei einer intensiven Blutdruckbehandlung auftreten können. Zudem gab es im Rahmen der Studie eine engmaschige Überwachung, die im Alltag schwer realisierbar ist. Daher spricht die Hochdruckliga von einer großen Herausforderung für das Gesundheitssystem unter Berücksichtigung jedes einzelnen individuellen Patienten – denn nicht jeder Hochdruckpatient erfüllt die Einschlusskriterien.es-Überlebensrate. Am 12. November 2015 erreichte der Patient Uwe S. der Medizinischen Hochschule Hannover den Meilenstein von zehn Jahren Kunstherztherapie mit dem Gerät „HeartMate II“. Er gilt als Inhaber des diesbezüglichen Europarekords als Kunstherzpatient.